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Peepli Live

Regie: Anu­sha Rizvi
Dreh­buch: Anu­sha Rizvi
Musik: Ram Sam­path
Dar­stel­ler: Omkar Das Manikpu­ri, Raghu­vir Yadav, Shali­ni Vat­sa, Far­rukh Jaf­far, Malai­ka She­noy, Vishal Shar­ma, Nowaz, Nasee­rud­din Shah, Aamir Bas­hir, Dan Husain
Län­ge: 110 Min.
Im Kino: 2010
Alter: ab 12
Bewer­tung: ★★★★-
For­mat: DVD Kopie

 

Pee­pli in der indi­schen Pro­vinz. Der Bau­er Natha (Omkar Das Manikpu­ri) steckt tief in der Klem­me: Sein Land soll zwangs­ver­stei­gert wer­den. Aber sei­ne gan­ze Fami­lie ist von der Ern­te abhän­gig: die drei zer­lump­ten Kin­der, die ewig zetern­de Mut­ter, die nör­geln­de Ehe­frau, der Bru­der Budhia (Raghubir Yadav) und Natha selbst, der am liebs­ten Löcher in die Luft starrt. Aus­weg­s­los scheint die Situa­ti­on, als er von einem Regie­rungs­pro­gramm erfährt, nach dem es vom Staat eine Prä­mie für die Hin­ter­blie­be­nen gibt, wenn ein Bau­er sich umbringt. Natha lässt sich von Budhia davon über­zeu­gen, dass — um die Zukunft der Fami­lie abzu­si­chern — sein Sui­zid eine gute Sache wäre. Als Budhi­as Ansin­nen öffent­lich wird, gerät der Bau­er in den Stru­del einer Medi­en­hy­pes: Loka­le Wah­len ste­hen vor der Tür, und hoch­ran­gi­ge Poli­ti­ker sowie Sen­sa­ti­ons­re­por­ter fal­len in Nathas ver­schla­fe­nes klei­nes Dorf ein. Was ein Bau­ern­selbst­mord unter Tau­sen­den hät­te sein kön­nen, wird zu einem Skan­dal, von dem jeder pro­fi­tie­ren will.

Es ist eine bit­te­re Bilanz: Mehr als 200 000 indi­sche Bau­ern begin­gen in den letz­ten zehn Jah­ren Selbst­mord. Das sind die offi­zi­el­len Zah­len der indi­schen Sta­tis­tik, die Dun­kel­zif­fer dürf­te bei rund 600 Mil­lio­nen Land­ar­bei­tern weit höher lie­gen. Aus­blei­ben­de Ern­ten, hohe Schul­den und ein Leben weit unter der Armuts­gren­ze sind die Haupt­grün­de für die hohe Selbst­mord­ra­te. Mit die­sem Phä­no­men befasst sich Anu­sha Riz­vis Début-Spiel­film «Live aus Pee­pli». Dabei krie­gen sie alle ihr Fett weg: die kor­rup­ten Büro­kra­ten, die für Natha nur Spott und besag­ten Tip zum Selbst­mord übrig haben; die Poli­ti­ker, die mit der Selbst­mord­an­kün­di­gung ihren Wahl­kampf effekt­vol­ler zu gestal­ten trach­ten; und das Fern­se­hen, das im Null­kom­ma­nichts ein gan­zes Dorf mit Über­tra­gungs­wa­gen bela­gert. Kame­ra­män­ner ver­fol­gen auf der Suche nach dem per­fek­ten Betrof­fen­heits­bild die armen Bau­ern noch bis ins stil­le Ört­chen, und bild­schö­ne Nach­rich­ten­mo­de­ra­to­rin­nen zer­ren jeden Dorf­be­woh­ner, der sich nicht schnell genug in Sicher­heit brin­gen kann, in ihre Sen­dung.
«Live aus Pee­pli» wur­de damit selbst zu Medi­en­phä­no­men und erhielt 2012 eine Nomi­na­ti­on für den Oscar als Bes­ter fremd­spra­chi­ger Film

© Schwei­zer Fernsehen