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Kannathil Muthamittal

Regie: Mani Rath­nam
Dreh­buch:
Musik: A. R. Rahman
Dar­stel­ler: Mad­ha­van, Sim­ran, J.D. Cha­kra­var­thi, Pra­ka­sh Raj, Nan­di­ta Das, P.S. Keertha­na, Delhi Kumar, Mas­ter Suraj, Mas­ter Kethan
Län­ge: 130 Min.
Im Kino: 2002
Alter: ab 10
Bewer­tung: ★★★★★
For­mat: DVD Kopie

Im Dorf Man­ku­lam im Nor­den von Sri Lan­ka hei­ra­ten Shya­ma (Nan­dia­ta Das) und der Tamil Tiger Dhee­li­pan (J.D. Cha­kra­var­thi) und sind ein glück­li­ches, aber kin­der­lo­ses Paar. Eines Tages wer­den die bei­den von der sri­lan­ki­schen Armee bedrängt, Dhee­li­pan flüch­tet in den Dschun­gel und kehrt nicht mehr zurück. Die hoch­schwan­ge­re Shya­ma gebärt noch wäh­rend der Über­fahrt nach Indi­en auf einem Flücht­lings­schiff ein Mäd­chen. In Indi­en ange­kom­men, erfährt sie gerüch­ter­wei­se, dass Dhee­li­pa noch am Leben ist. Sie kehrt umge­hend nach Sri Lan­ka zurück — ohne das Neu­ge­bo­re­ne.
Neun Jah­re spä­ter in Chen­nai: Der Schrift­stel­ler Thiru­chel­van (Mad­ha­van) und sei­ne Frau Indra (Sim­ran) fei­ern den 9. Geburts­tag ihrer Toch­ter Amudha (P. S. Keer­taha­na) und beschlies­sen, ihr die Wahr­heit zu sagen: Amudha ist nicht ihre rich­ti­ge Toch­ter, sie ist adop­tiert. Thiru­chel­van erzählt ihr, wie er sie in einem Flücht­lings­la­ger in Rameshwa­ran gese­hen und die Geschich­te in einem Buch ver­ar­bei­tet hat. Indra liest die Geschich­te und nimmt Kon­takt mit Thiru­chel­van auf. Bei­de möch­ten die Klei­ne adop­tie­ren und, da nur Ehe­paa­re adop­tie­ren kön­nen, hei­ra­ten. Im Lau­fe der Jah­re wächst die Fami­lie, Amudha erhält zwei Brü­der.
Amudha ist scho­ckiert, als sie die Wahr­heit erfährt, beginnt zu rebel­lie­ren, Indra abzu­leh­nen und will ihr wirk­li­che Mut­ter ken­nen ler­nen. Thiru­chel­van, Indra und Amudha rei­sen nach Sri Lan­ka und mit Hil­fe eines befreun­de­ten Arz­tes begin­nen sie die Suche nach Shya­ma, der Mut­ter von Amudha…

Der Süd­in­der Mani Rat­nam ist sicher einer der ange­se­hens­ten Regis­seu­re in Indi­en und hat einen ganz eige­nen Stil ent­wi­ckelt. Wie kaum ein Zwei­ter ver­mag er Bil­der, Musik und Geschich­ten zu einem Far­ben­epos in bes­ter Bol­ly­wood­ma­nier zu ver­bin­den. Die Geschich­ten aber sind nie tri­vi­al, der (sozial)kritische Blick auf den Zustand Indi­ens kann manch­mal ganz schön hef­tig sein (Bom­bay) oder das Dra­ma endet in einem wahr­haf­ten Deba­kel (Dil Se). Kan­nathil Mut­ha­mit­tal (Ein Kuss auf die Wan­ge) ist drei­ge­teilt: Das Leben von Shya­ma und Dhi­lee­pan in Sri Lan­ka, die glück­li­che Fami­lie um Thiru­chel­van und Indra in Chen­nai und schliess­lich die Suche nach Amudha’s Mut­ter. Es beginnt luf­tig und leicht, aber bereits im zwei­ten Teil bekommt die Har­mo­nie der Geschich­te Ris­se und der drit­te Teil ist dann Span­nung und Action pur. Und eine kom­pro­miss­lo­se Ankla­ge des Krie­ges in Sri Lan­ka.
Neben der phan­tas­ti­schen Musik von A. R. Rah­man müs­sen auch die Schaus­pie­rIn­nen erwähnt wer­den, die alle­samt bril­lie­ren. Man hat tat­säch­lich das Gefühl, dass sie die Geschich­te nicht nur ernst neh­men, son­dern sie auch leben. Was die klei­ne Amudha (P. S. Kee­raha­na) zeigt, ist sel­ten zu sehen: Manch­mal neckisch ver­spielt, dann trot­zig wütend oder ein­dring­lich ankla­gend — her­vor­ra­gend. Und war­um erhält der Film nach die­sen Lobes­hym­nen nicht die 5 Ster­ne? Ger­ne hät­te ich gewusst, was mit Dhee­li­pan gesche­hen ist, auch die Figur des Dr. Harold Vikra­ma­sing­he ist nur unscharf gezeich­net. Was soll’s, das ist Jam­mern auf hohem Niveau.
Fazit: Kan­nathil Mut­ha­mit­tal ist kein Feel­good-Film, aber natür­lich unbe­dingt sehenswert!