Highway
Veera Tripathi (Alia Bhatt) steht quasi am Vorabend ihrer Heirat. Sie fühlt sich eingeengt, möchte eine letztes Mal noch die Freiheit geniessen. Auf der kurzen Ausfahrt mit ihrem Zukünftigen (Arjun Malhotra) wird sie gekidnappt durch kleine Ganoven, die ein Lösegeld erhoffen. Zu spät realisieren sie, dass Veera nicht irgendwer ist, sondern die Tochter einer reichen Industriellenfamilie, die natürlich alles daran setzen wird, Veera zu befreien. Die Gangster kriegen es mit der Angst und nur Mahabir (Randeep Hooda) und Aadoo (Durgesh Kumar) halten daran fest, ein Lösegeld zu erpressen. Sie fliehen mit Veera, legen falsche Fährten und fahren in eine ungewisse Zukunft. Bei Veera ist der erste Schreck vorbei, ein zaghafter Fluchtversuch endet kläglich, sie beginnt das Leben auf der Strasse abseits von Reichtum und Behütetsein zu schätzen. Sie und der mürrische, staubtrockene Mahabir kommen sich allmählich näher. Jetzt ist es klar, nichts mehr wird so sein, wie es einmal war…
Mit u.a. Jab We Met, Love Aaj Kal und Rockstar sind Imtiaz Ali Filme gelungen, die sehr gut waren, aber Highway vermag sie noch zu toppen.
Es ist die an und für sich einfache Verfilmung eines indischen «Stockholm-Syndroms», die Geisel Veera entwickelt Sympathien zu ihrem Entführer Mahabir. Im Gegensatz zu anderen, jüngeren Roadmovies (ja genau: The Good Road…) plätschert die Geschichte nicht vom Anfang zum Schluss, hier wird richtig Spannung aufgebaut, der Zuschauer weiss eigentlich genau, dass ein Happyend nicht möglich ist, nur wann und wie enden die Reisen von Veera und Mahabir? Eindrücklich auch die phantastischen Landschaftsbilder von Rajasthan, Punjab, Himalaja. Bei den Song hat man oft das Gefühl, sie schon irgendwann mal gehört zu haben, ja es sind eben typische Rahman-Songs: Sehr harmonisch und man wird sie nicht so leicht los…
Die 21 jährige Tochter des Regisseurs Mahesh Bhatt brilliert in ihrem erst zweiten Film, sie interpretiert die eigentlich absurde «Befreiung» von der reichen, aber in engen Räumen gefangenen Tochter zur Outlaw in Weiten der indischen Steppen und Gebirgen sehr intensiv. Bemerkenswert die Szenen, in der sie erstmals offen über die erlittenen Vergewaltigungen sprechen kann, auch das eine Befreiung. In einem Interview hat sie gesagt, dass der Film ihr Leben verändert hätte… Weniger vielfältig ist die Rolle des Mahabir. Der Griesgram hat auch eine nicht sehr glückliche Vergangenheit, über die er erst fast am Schluss ein wenig reden mag, das erste zaghafte Lächeln sieht man nach gut 90 Filmminuten. Trotzdem geht einem seine Zerrissenheit zwischen dem Auftrag und den Gefühlen zu Veera, seine Zukunftslosigkeit ziemlich nah.
Also alles 1A? Nicht ganz, finde ich: Der Schlussmonolog von Veera hat eine Emotionalität, die nicht zum Film passt. Da hätte ich mir einen kürzeren und (vielleicht brutaleren?) Schluss vorstellen können. Seis drum: Highway ist ein Highlight und sollte von indischen Filmfreunden nicht verpasst werden!