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Gully Boy

Regie: Zoya Akhtar
Dreh­buch: Ree­ma Kag­ti, Zoya Akhtar
Musik: Kar­sh Kale, The Sal­va­ge Audio Collective
Dar­stel­ler: Ran­ve­er Singh, Alia Bhatt, Sid­dhant Cha­tur­ve­di, Vijay Raaz, Amru­ta Sub­hash, Vijay Var­ma, Kal­ki Koech­lin, Ikhlaque Khan, Shee­ba Chaddha
Län­ge: 153 Min.
Im Kino: 2019
Alter: ab 14
Bewer­tung: ★★★★★
For­mat: TV Ama­zon

 

Murad Ahmed (Ran­ve­er Singh) muss zuse­hen, wie sein Freund Moeen (Vijay Var­ma) ein Auto auf­bricht und klaut, wir befin­den uns in Dha­ra­vi, dem gröss­ten Slum von Mum­bai. Hier lebt Murad mit sei­nem Vater (Vijay Raaz), sei­ner Gross­mutter, sei­ner Mut­ter und sei­ner Stief­mut­ter in einer klei­nen Woh­nung — ohne gros­se Hoff­nung für die Zukunft. Damit er spä­ter einen gut bezahl­ten Büro­job bekom­men kann, zahlt ihm sein Vater das Col­le­ge, aber gros­ses Inter­es­se zeigt Murad nicht. Ein­zig sei­ne Jugend­lie­be, die Arzt­toch­ter Safee­na (Alia Bhatt) kann ihm manch­mal Trost ver­mit­teln und natür­lich die Musik, der Rap. Er ver­fasst zu die­ser Musik Tex­te, in denen er sei­nen Zorn über Gott und die Welt aus­drü­cken kann. Eines Tages trifft er MC Sher (Sid­dant Cha­tur­ve­di) einen indi­schen Rap­per, dem er sei­ne Tex­te zei­gen kann. MC Sher erkennt das Talent von Murad und drängt ihn, mehr dar­aus zu machen. Ohne das sei­ne Fami­lie etwas ahnt, tritt Murad unter den Namen Gul­ly Boy bei diver­sen Rap-Ver­an­stal­tun­gen mit sei­nen Tex­ten auf. Der Applaus und die Aner­ken­nung wer­den immer grös­ser, das Leben von Murad ver­än­dert sich schnell und dras­tisch. Zusam­men mit sei­ner Mut­ter ver­lässt er die Woh­nung, auch die Bezie­hung zu Safee­na wird (noch) kom­pli­zier­ter, den er trifft eine Musik­pro­du­zen­tin, die ihn för­dert und Gefal­len an ihm findet…

Bis anhin inter­es­sier­te ich mich nicht für Rap-Musik, als ü65er bin ich ja auch nicht das Ziel­pu­bli­kum. Doch mit Gul­ly Boy erkann­te ich den Zusam­men­hang von Musik und Text im Rap. Gul­ly Boys Tex­te schil­dern sehr ein­drück­lich die Rea­li­tät in den Slums von Mum­bai, die Armut und Ver­zweif­lung, die Schwie­rig­kei­ten der Mus­li­me. Zoya Akt­har, die in die­sem Film Regie führt, ist bekannt für sehr dif­fe­ren­zier­te Fil­me (Luck by Chan­ce, Tal­aash, Zin­dagi Na Mile­gi Doba­ra, Dil Dha­dak­ne Do et.), Gul­ly Boy ist mei­nes Erach­tens ihr bes­ter Film. In unauf­dring­li­cher aber bestimm­ter Manier und manch­mal sogar mit einer Pri­se Humor zeigt sie sozi­al­kri­tisch die Zustän­de in Mum­bai. Die Sze­ne mit den west­li­chen Tou­ris­ten, die die Bruch­bu­de der Fami­le Ahmed in sehr kolo­nia­lis­ti­schem Stil unter die Lupe neh­men, ist schlicht herr­lich — aber auch beängs­ti­gend. Auch ohne Mord und Tot­schlag ist die Geschich­te sehr span­nend und natür­lich ist der Sound­track — bei einem Musik-Film! — wich­tig und gut, gibt dem Film rich­tig Ener­gie, so dass die gut zwei­ein­halb Stun­den nie lang­wei­lig werden.

Zum Gelin­gen des Films tra­gen auch die Schau­spie­le­rIn­nen bei, allen vor­an natür­lich Ran­ve­er Singh. Dass er ein guter Actor ist, zei­gen sei­ne bis­he­ri­gen Fil­me, in denen er sehr unter­schied­li­che Cha­rak­te­re dar­stell­te (Band Baa­ja Baar­aat, Gunday, Dil Dha­dak­ne Do, Pad­maavat, Simm­ba usw.), hier bril­liert er zuerst in der Rol­le des Slum-Bewoh­ner, des Under­dog und stei­gert sich zu umju­bel­ten Rap-Star. Sehr über­rascht hat mich der bis anhin ziem­lich unbe­kann­te Sid­dant Cha­tur­ve­di als MC Sher: Äus­serst sym­pa­thisch und lie­bens­wür­dig spielt er den Rap-Star und För­de­rer von Murad und tritt, bei des­sen Auf­stieg, ohne Neid in die 2. Rei­he zurück. Alia Bhatt spielt über­zeu­gend die obses­si­ve und ziem­lich schrä­ge Freun­din von Murad, wäh­rend die ande­ren Schau­spie­ler, u. a. Vijay Raaz und Kal­ki Koech­lin, nur klei­ne­re Rol­len spie­len.
Fazit: Die­ser Film soll­te nicht ver­passt werden!