Article 15
Regie: | Anubhav Sinha |
Musik: | Mangesh Dhakde |
Darsteller: | Ayushmann Khurrana, Manoj Pahwa, Mohammed Zeeshan Ayyub, Sayani Gupt, Kumud Mishra, Isha Talwar, Subhrajyoti Barat, Ronjini Chakraborty, Sushil Pandey, Ashish Verma, Aakash Dabhade, Sumbul Touqueer, Nassar |
Länge: | 120 Min. |
Im Kino: | 2019 |
Alter: | ab 16 |
Bewertung: | ★★★★★ |
Format: | TV Netflix |
Der Polizei-Offizier Ayan Ranjan (Ayushmann Khurana) wird strafversetzt, er muss von New Delhi nach Laalgaon, ein Provinznest in Madhya Pradesh. Dort ist er als Oberkommissar für das Dorf und die Region zuständig. Kaum angekommen, wird er konfrontiert mit dem Tod zweier Mädchen und der Vermisstmeldung eines dritten. Für die Einheimischen Polizisten ist klar, dass die Mädchen von ihren Vätern erhängt wurden, aus Schande, weil sie lesbisch gewesen wären — also Ehrenmord. Die Väter werden festgenommen und verhört, damit wollen die einheimischen Polizisten den Fall abschliessen. Ayan hingegen will das verschollene Mädchen finden, ermittelt weiter, verhört eine Menge Leute und stösst auf für ihn als Städter unverständliche Zustände in diesem Dorf. Den Artikel 15 der indischen Verfassung («Der Staat darf keine Bürger aufgrund von Religion, Rasse, Kaste, Geschlecht oder Geburtsort diskriminieren») scheint hier niemand zu kennen. Er sieht aber auch, wie sich Widerstand der Dalits (Kastenlose) zu bilden beginnt. Seine Recherchen zeigen, dass der Fall der drei Mädchen mit den sozialen Missständen zusammen hängt — und immer komplizierter wird. Wird Ayan den Fall lösen können?
Auf den ersten Blick könnte «Article 15» ein spannender Kriminal-Thriller sein, mit dem Verbrechen und dem strengen, aber gerechten Kommissar. Bald aber zeigt sich, dass Regisseur Anubhav Sinha das Verbrechen benutzt, um das Problem der indischen Kasten zu zeigen. Die brutalen Bilder im Film sind nicht einfach erfunden, sie beruhen auf wahren Begebenheiten, die sich 2014 abgespielt haben. Eindrücklich ist neben dem Kasten-Problem die Darstellung der Frauen: Auch sie haben in weiten Teilen Indiens einen schweren Stand, im Film sind sie zwar Opfer, zwei Frauen tragen aber Wesentliches zur Klärung des Falles bei. Die sich abspielenden Ungerechtigkeiten sind nichts für schwache Nerven, die sanfte Musik im Film kann immerhin ein wenig beruhigen und ja, in der letzten Szene des Films musste ich sogar richtig lachen!
Wir wissen, Ayushmann Khurana ist ein hervorragender Schauspieler (Andhadhun, Bala, Dream Girl, Vicky Donor usw.) und er ist es auch hier mit der Einschränkung, dass er manchmal zu arrogant auftritt. Die anderen Schauspieler sind neben Ayushmann wirklich nur Nebendarsteller: Manoj Pahwa als Bhramadatt Sing ist ein ausgezeichneter Bösewicht, Kumud Mishra (Kisan Yatav) sehr zurückhaltend und natürlich Sayani Gupta (Gaura) und Rojini Chakraborty (Dr. Malti Ram) als wahre Heldinnen.