Lunchbox galt lange Zeit als Favorit für den indischen Beitrag für die Oskar-Verleihungen, ausgewählt wurde schliesslich ein anderer Film. Irgendwie verständlich, den dieser äusserst ruhige, melancholische, witzige, undramatische Film passt nicht so ganz zu den amerikanischen Oskars.
«Manchmal bringt dich der falsche Zug zum richtigen Bahnhof» ist ein Zitat und auch gleichzeitig das Motto des Films. Es sind zwei Geschichten, die sich parallel entwickeln: die Brief- oder besser Zettel-Freundschaft zwischen Ila und Sajaan und die Beziehung zwischen dem in Pension gehenden Sajaan und seinem designierten Nachfolger Shaikh (Nawazuddin Siddiqui). Im Zentrum steht da natürlich Irrfan Khan — im Westen bekannt mit «Slumdog Millionaire», «Life of Pi » und «The Namesake» — mit einer glänzenden Darbietung. Einziges kleines Manko: Er wirkt ein bisschen gar jung für einen Pensionär. Die 31-jährige Nimrat Kaur ist ziemlich unbekannt und «Lunchbox» ist erst ihr 3. oder 4. Film, die ungeschminkte Darstellung einer absolut unspektakulären Mittelstandsgrossstadtinderin (uff…) ist charmant, sympathisch. Nawazuddin Siddiqui («Gangs of Wasseypur») verkörpert einen offenen und fröhlichen Mann, der aber doch seine Geheimnisse und Geschichten hat. Faszinierend an Siddiqui ist die unglaubliche Vielfalt der Rollen, die er zu spielen vermag (Haider, Billu Barber, Namesake, Talaash, Kahaani...).